Zur rechten Zeit. Zeithistorische Perspektiven auf die Konjunktur des Nationalen in der deutschen Geschichte nach 1945

Welche politischen, sozialen und kulturellen Umstände haben dazu beigetragen, dass der weltweite Aufstieg des Rechtspopulismus und die Wiederkehr nationalistischer Einstellungen und Politikentwürfe auch die Bundesrepublik erreichen konnte? Warum findet die Alternative für Deutschland (AfD) nicht nur, aber in besonderem Maße in Ostdeutschland so viel Zustimmung bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein? Welche Folgen hat diese Entwicklung für die politische Kultur Deutschlands (in Europa)?

Der Vortrag betrachtet die nicht mehr länger als demokratisches Erfolgsmodell erzählbare Geschichte der Bundesrepublik seit 1945 aus der Perspektive ihrer Herausforderung „von rechts“ – d.h. von Haltungen, Denkweisen und Narrativen, die „das deutsche Volk“ auch nach dem Ende des staatlich-völkischen Hypernationalismus der NS-Zeit weiter als ethnisch-schicksalhafte Einheit sahen und nationale Bezüge auf immer wieder neue Weise als kulturelle Ressource zu mobilisieren und zu politisieren wussten. Mit der aus der DDR kommenden, überaus ambivalenten „Wir sind das Volk!“-Bewegung der 89er-Revolution haben diese Bezüge eine spezifische zusätzliche Ladung erhalten, die zuvor unverbundene nationalistische, xenophobe und antiliberale Strömungen in Ost und West „zusammenwachsen“ ließ und dem Rechtspopulismus und Neonationalismus in Deutschland enormen Vorschub geleistet hat.

 

Christina Morina ist seit 2019 Professorin für Allgemeine Geschichte an der Universität Bielefeld unter besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Gesellschafts- und Erinnerungsgeschichte des Nationalsozialismus, in der politischen Kulturgeschichte des geteilten und vereinigten Deutschlands sowie in dem Verhältnis von Geschichte und Gedächtnis.
Zu ihren Publikationen gehören: Zur rechten Zeit. Wider die Rückkehr des Nationalismus (Berlin: Ullstein, 2019, mit Norbert Frei, Franka Maubach und Maik Tändler), Die Erfindung des Marxismus. Wie eine Idee die Welt eroberte (München: Siedler, 2017) und Legacies of Stalingrad. Remembering the Eastern Front in Germany since 1945 (Cambridge: Cambridge University Press, 2011). Sie ist Mitherausgeberin von Probing the Limits of Categorization. The Bystander in Holocaust History (New York: Berghahn, 2018, mit Krijn Thijs) und Das 20. Jahrhundert erzählen. Zeiterfahrung und Zeiterforschung im geteilten Deutschland (Göttingen: Wallstein, 2016).

Ort: online - Der Link zur Veranstaltung wird Ihnen nach Ihrer elektronischen Anmeldung  zugeschickt.

Zeit: 19:00 Uhr